Para-Badminton WM: Katrin Seibert erfolgreichste deutsche Teilnehmerin mit 2x Gold und 1x Bronze

Badminton für Menschen mit Behinderung- eine faszinierende Erfahrung für Menschen ohne Behinderung

Bevor ich mich den großartigen Erfolgen von Katrin Seibert widme, möchte ich am Ende der Wettkampftage einige persönliche Eindrücke wídergeben.

Ob Rollstuhfahrer, kleinwüchsig, geh- oder anderweitig körperlich behindert, es ist absolut beeindruckend, wie Menschen mit Behinderung beim sportlichenen Wettkampf mit ihrem Handicap umgehen.

So konnte ich als Freizeit-Badmintonspieler teilweise eine Dynamik in den Spielen beobachten, die mir deutlich machten, dass ich gegen die meisten behinderten Spieler das Nachsehen haben würde.

Ich habe mich damit getröstet, dass WM Teilnehmer eben auf einem überdurchschnittlichen Niveau spielen.

Interessant war z.B. mit anzusehen, mit welcher Präzision Kleinwüchsige die Bälle über die Netzhöhe von 1,55m schlagen, keinerlei Probleme haben, den Ball von Grundlinie zu Grundlinie zu schlagen und fast jeden Stoppball erlaufen.

Ein besonderes Lob gebührt der Organisation, die nach anfänglichen, durch die zahlreichen Klassifizierungen enstandene Verzögerung, äußerst souverän durch das Turnier leitete.

Beeindruckt hat mich in dieser Hinsicht nicht nur, dass der Zeitplan in aller Regel eingehalten wurde, sondern auch, dass die Hallensprecherin die für uns nur schwer auszusprechenden Namen der Teilnehmer aus dem asiatischen Raum -zumindest für meine Ohren- fehlerfrei aussprach, und das über die gesamte Turnierdauer. Chapeau!

Nun zu den Spielen.

Gold im Damen-Doppel

Nach dem lockeren Auftaktsieg gegen das thailändisch/dänische Doppel kam es in der zweiten Begegnung zu einer vorentscheidenden Partie gegen das rein thailändische Doppel Nipida Saensupal/Chanida Srinavakul.

In einer spannenden Partie behielten Katrin Seibert und ihre norwegische Partnerin Helle Sofie Sagoy mit 21:12 / 21:16 am Ende deutlicher als erwartet die Oberhand und hatten es im abschließenden Spiel gegen Wannaphatdee Kamtam (Indien) / Parul Dalsukhbhai Parmar (Thailand) selbst in der Hand, nach Gold zu greifen.

Nachdem der heiß umkämpfte 1.Satz, in dem das deutsch/dänische Doppel über weite Strecken nicht mit der Spielweise der Gegnerinnen zurecht kam, letzten Endes mit 21:17 gewonnen werden konnte, war der Widerstand gebrochen und der 2.Satz ging locker mit 21:3 an die damit feststehenden Goldmedaillengewinnerinnen Helle Sofie Sagoy und Katrin Seibert.

Bronze im Damen-Einzel

Kaum war das erste Ziel erreicht, ging es bereits 90 Minuten später um den Einzug ins Einzel-Finale.

Kurioserweise standen sich die frisch gebackenen Goldmedaillengewinnerinnen gegenüber, und so wurden aus Mitspielerinnen Konkurrentinnen.

Auf der einen Seite die Turnier erfahrene Katrin, auf der anderen Seite die erst 15jährige Helle Sofie, die genauso alt ist wie Katrins Tochter Lena.

Eine Antwort auf die Frage, ob sich die Routine oder die jugendliche Unbekümmertheit durchsetzen würde, konnte erst im 3.Satz gegeben werden.

Während Helle Sofies Spiel im 1.Satz noch von Nervosität und Unsicherheit im taktischen und technischen Bereich geprägt war und Katrin dies zu einem glatten 21:10 Satzgewinn kommen ließ, legte der norwegische Youngster im 2.Satz ihren spürbaren Respekt ab und konnte mit dem denkbar knappen Ergebnis von 22:20 einen entscheidenden 3.Satz erzwingen.

Hier wechselte die Führung ständig. Keine der beiden Spielerinnen konnte sich in irgendeiner Phase absetzen, so dass es wie im 2.Satz in die Verlängerung ging, in der Helle Sofie mit 23:21 die Nase vorne hatte.

Es war schön anzusehen, mit welcher Freude, aber auch mit welcher Fassungslosigkeit Helle Sofie diesen unerwarteten Sieg zusammen mit ihrem Coach genoss.

Gold im Mixed

Nach dem Sieg im Viertelfinale war der Einzug ins Halbfinale geschafft, das für Katrin das fünfte Spiel am Samstag sein sollte.

Würden Kraft und Kondition reichen, um gegen das starke indische Mixed Manoj Sarkar/ Parul Dalsukhbhai Parmar zu bestehen?

Im 1.Satz sah es so aus, als würde die Begegnung nach dem lockeren 21:10 Satzgewinn schnell abgehakt werden können, doch mit etlichen Flüchtigkeitsfehlern brachten Peter Schnitzler und Katrin Seibert ihre Gegner zurück ins Spiel und mussten den 2.Satz mit 19:21 abgeben.

Im 3.Satz konnte schnell eine deutliche Führung erspielt werden, die bis zum Ende nicht mehr aus der Hand gegeben wurde.

Das 21:14 machte deutlich, dass das deutsche Duo die leichte Schwächeperiode im 2.Satz gut überwunden hatte.

Dieser Sieg bedeutete für Katrin, dass sie auf jeden Fall 3 Medaillen gewinnen, und für ihren Partner, dass auch er von der WM nicht ohne Medaille nach Hause fahren würde.

Der Tag endete für Katrin noch mit einem Schock, denn beim Verlassen der Halle versagte ihr geschädigtes Knie den Dienst.

Zu Hause angekommen, wurden die Gehhilfen aus der Ecke geholt ,und am Sonntagmorgen ging es mit Krücken in die Halle, wo sofort der Turnierarzt konsultiert wurde.

Nach einer medizinischen Erstversorgung konnte noch de Physiotherapeutin aufgesucht werden, die mit ihren heilenden Händen eine Finalteilnahme ermöglichte.

Katrins kongenialer Partner Peter war natürlich gleichermaßen erleichtert, dass das Finale nicht kampflos abgegeben werden musste, zumal man sich gegen die thailändischen Gegner Adisak Saengarayakul / Nipida Saensupal gute Chancen ausrechnete, da man dieses Paar bereits im Auftaktmatch bezwingen konnte.

Erfreulicherweise konnte das deutsche Mixed auch im zweiten Aufeinandertreffen souverän mit 21:15/21:16 gewinnen.

Somit stand fest, dass Katrin Seibert diese WM mit 2 Gold- und 1 Bronzemedaille beenden konnte und zur erfolgreichsten deutschen Turnierteilnehmerin avancierte.

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !

Weitere Fotos von der WM findet man hier: http://badzine.de